DreylandDichterweg

Georges Zink

1909–2003, Hagenbach

Der Deutschlehrer und Spezialist der deutschen Literatur des Mittelalters wird nach seiner Habilitation 1948, zu höheren Aufgaben an die Sorbonne berufen, wo er bis zum Ende seiner Laufbahn als hochgeschätzter Universitätsprofessor tätig sein wird. Neben seinen wissenschaftlichen Arbeiten schreibt er unter dem Pseudonym „Schorsch“ Gedichte und Prosa im elsässischen Dialekt.

Kàrfunkelstai

Ìch hà di gsüecht ìn Fald un Wàld
Kàrfunkelstai, wia Blüet so rot.
Ìch bì bim Süeche worde-n-àlt,
Si Sagese wetzt scho dr Tod.

Ìch waiss nìt, äb i di mol fìnd;
Ìch glàuib küm: ’s geht mìt mìr bargàb …
Mìt Roseblätter spìelt dr Wìnd
Bol bliahje Rose-n-uf mim Gràb.

Doch süeche wìll i bis àns And
Di rote Schin, Kàrfunkelstai;
Un wenn’r mìr o s Harz verbrennt,
Ìhn wìll i süeche, ìhn allai !

Karfunkelstai: Karfunkelstein, escarboucle
Sagese: Sense, faux
wetzt: wetzt, aiguise
bliahje: blühen, fleurissent

Ich habe dich, Karfunkelstein, gesucht bis ins hohe Alter. Vergeblich. Da nun bald Rosen auf meinem Grab blühen werden, glaube ich kaum, dass ich dich einmal finden werde. Doch, selbst wenn es mir das Herz verbrennt, will ich deinen roten Schein bis ans Ende suchen.

Leben

Nachdem der gebürtige Sundgauer die Aufnahmeprüfung zum höheren Lehrerseminar von Paris, (Ecole Normale Supérieure) und die „agrégation d’allemand“ bestanden hat, beginnt seine Laufbahn als Deutschlehrer, die ihn zwischen 1932 bis 1947 in die Gymnasien (Lycées) von Troyes und Vanves führt. Parallel zu seiner Lehrertätigkeit setzt er seine Forschungsarbeiten fort und erwirbt 1948 die Habilitation (Doctorat d’Etat). Als Professor an der Universität von Lyon wird er zu einem der besten Kenner der deutschen Literatur des Mittelalters. Nachdem er den Ehrendoktor an der Frankfurter Universität erhalten hat, wird er nach Paris, an die Sorbonne berufen. Dort lehrt er als Philologe und Mediävist bis ans Ende seiner Laufbahn. Seine zahlreichen Publikationen in französischer und deutscher Sprache zeugen von seiner erstaunlichen Sachkenntnis und großen Gelehrsamkeit. Er ist auch einer der besten zeitgenössischen Mundartdichterer. Er verfasst Gedichte und ein Prosawerk im Elsässischen Dialekt unter dem Pseudonym „Schorsch.“ Seine Texte erscheinen in mehreren Jahrbüchern und regionalen Anthologien. Der am Boulevard Saint-Michel in Paris wohnhafte Universitätsprofessor besingt in einer teils kraftvollen, teils zarten Sprache seine Sundgauer Heimat wie ein verlorenes, ländliches Paradies. 

Werk

Er hat mit großer Sachkenntnis zahlreiche Bücher und Artikel in Französisch und Deutsch über die deutsche Literatur im Mittelalter, wie der Dietrich-Zyklus, das Rolandslied oder das Nibelungenlied verfasst.

Im elsässischen Dialekt

Bilder vo d’haim vom Schorsch, Annuaire de la Société d’histoire Sundgovienne 1963, 1969, 1970.

Wie dr Nesti un’s Odile sallemols ghirote han, Annuaire de la Société d’Histoire Sundgovienne, 1966.

D’Kaltnàcht, Petite Anthologie de la Poésie alsacienne, Strasbourg, 1970, Recueil V

Wie dr Nesti un’s Odile sallemols ghirote han, Auszüge in  Petite Anthologie de la Poésie alsacienne. Association J.B. Weckerlin, Strasbourg, 1972, Recueil VI

Sichelte – Moisson. Poésies sundgoviennes, Vorbereitet und kommentiert von Raymond Matzen. Porträt des Dichters durch Gérard Gachet. Zeichnungen von Robert Kuven, Strasbourg, 1979.

Haiet, Arn un Ahmtet, Gedichte in oberelsässischer Mundart, überarbeitet und herausgegeben von Raymond Matzen. Zeichnungen von E.H. Cordier. Verlag Moritz Schauenburg GmbH, Lahr / Schwarzwald, 1992.

Auszeichnungen

Officier de l’Instruction Publique, „Palmes Académiques“ (Paris, 1959)

Doctor honoris causa der Universität Frankfurt am Main (1964)

Chevalier de la Légion d’Honneur (Paris, 1966)

„Bretzel d’Or“, Preis für elsässische Mundartdichtung  des Instituts der volkstümlichen Künste und Traditionen des Elsass - Institut des Arts et Traditions Populaires d’Alsace, Strasbourg, 1976)

Oberrheinischer Kulturpreis 1977 (Johann Wolfgang von Goethe Stiftung, Basel, 1977)