Jean-Christophe Meyer, Sohn eines Winzers, ist Journalist an der Tageszeitung „L’Alsace“ in Saint-Louis wo er samstags, abwechselnd mit anderen Redakteuren, einen Artikel auf Elsässerdeutsch verfasst.
Er ist aber vor allem ein Dichter. Nach zwei Gedichtbänden in Französisch hat er 2015 seinen ersten zweisprachigen Gedichtband herausgebracht, Lìechtùnge – Clairières. Er setzt sich in mehreren Vereinigungen für den Erhalt der elsässischen Sprache und Kultur ein, wie der Verein AGATE, dessen Schriftführer er geworden ist und mit dessen Mitwirkung er 2010 den Dichterweg in Blienschwiller gegründet hat.
s Àlmuese vùm Morjerot¶
ì de Hànd màhnt ùns à d'ënfàch¶
Frëid vùm Doej àm Kimme –¶
wìe d'Sùnn àls mìt de¶
dùnkle Wàsser vùm¶
Rhin spìelt. Ze zwëit¶
tànze Lìecht ùn Wàsser¶
wìe mìr ìm Lawe¶
Fiffholder e Will.¶
Mr loeme sine Spìejel à¶
ùn verschwìnde plätzlig¶
wìe ne Starneraje ìnnere¶
Äugschtnààcht –¶
àwwer ewig schinne d'Spüre¶
wù mr hìnter ùns saaie!¶
Àlmuese: Almosen, aumône
àm Kimme: am Keimen, en train de germer
Fiffholder: Schmetterling, papillon
loeme…à: hauchen…an, couvrons de buée
mr saaie: wir säen, nous semons
Das Almosen des Morgenrots in der Hand als Mahnung sich des anbrechenden Tages zu freuen. Die Sonne spielt mit dem dunklen Rheinwasser, wie wir, Schmetterlinge eines Augenblicks. Wir hauchen den Spiegel des Lebens an, um dann plötzlich im Sternenregen einer Augustnacht zu verschwinden. Ewig aber leuchten die Spuren, die wir hinter uns säen.
Jean-Christophe Meyer ist in Blienschwiller aufgewachsen, einem kleinen Dorf von 300 Seelen auf der elsässischen Weinstraße. Er stammt aus seiner alten Winzerfamilie. Seine Eltern haben ihm das Elsässische, seine Muttersprache, übertragen. Seine erste literarische Sprache ist jedoch Französisch, die Unterrichtssprache.
Er hat Politikwissenschaften in Straßburg studiert, hat ein Jahr an der Friedrich-Alexander-Universität in Nürnberg verbracht und die Journalistenschule in Straßburg absolviert. Er ist seit 2002 Journalist an der Tageszeitung „L’Alsace“ in Saint-Louis. Er ist Mitglied des kleinen Teams der Mundartredakteure, die jeden Samstag einen Beitrag auf Elsässerdeutsch verfasst.
Jean-Christophe Meyer ist auch und insbesondere ein Dichter. Nach meheren Gedichtbänden in französischer Sprache (darunter einer, der in Québec, Kanada, veröffentlicht wurde) hat er 2015 „Lìechtùnge/Clairières“ herausgebracht, seinen ersten zweisprachigen Gedichtband, auf Elsässisch und Französisch. Im Dreiländereck, wo er lebt, nimmt er am grenzüberschreitenden kulturellen Leben teil. Mit der Veröffentlichung einer Anthologie, die er mit Louis Perin mitverfasst hat, und die ca. dreißig Autoren versammelt, hat er zwischen den Dichtern aus dem Dreiländereck Brücken geschlagen.
Er hat 2010 in Blienschwiller mit der Unterstützung der Einwohner einen Dichterweg gegründet. Er ist leidenschaftlich an der Geschichte seine Heimatortes interessiert, und hat 2015 dank dem Geschichtsverein von Dambach-la-Ville, Barr und Obernai einen ersten Artikel publiziert: „Lieux-dits à Blienschwiller, Nothalten et Zell, éléments de microtoponymie – Flurnamen in Blienschwiller, Nothalten und Zell, Grundbegriffe der Mikro- Ortsnamenkunde“.
Er ist seit 2015 Schriftführer des Vereins AGATE (Académie pour une Graphie Alsacienne Transfrontalière – Akademie für eine grenzüberschreitende elsässische Schreibweise) und Mitglied mehrerer anderer Vereinigungen, die sich für den Schutz und die Erhaltung der elsässischen Sprache und Kultur einsetzen.
Er hat mehrere Bände in Planung, darunter „Nous, Pèlerins de l’aube – Wir, Pilger der Morgendämmerung“, ein in Québec verfasster, langer poetischer Prosatext.
Sagittales, éditions Bf, Strasbourg 2004.
Garde ton souffle pour le chant de la gratitude, éditions du Sablier, Québec, 2011.
Lìechtùnge/Clairières, éditions Le Tourneciel, La Vancelle, 2015.
Rheinkiesel/Galets du Rhin, Anthologie von Dichtern und Schriftstellern des Oberrheins, Leitung Jean-Christophe Meyer und Louis Perin, éditions du Lys, Saint-Louis 2012.
Im Kreuzfeuer zweier Kulturen, eine zweisprachige Anthologie von Paul-Georges Koch, Jérôme Do Bentzinger, Colmar, 2008.
Prix de l’édition, festival l’Image et le Verbe, Molsheim 2004
Friehjohrsschwalmeme 2011