DreylandDichterweg

Markus Manfred Jung

*1954, Zell im Wiesental und Lörrach

gwisselos

was
wenn d erinnrig stirbt
was

de rauch
weiß nümm um s füür
un s füür nüt vo
de äsche

was
wenn d erinnrig stirbt
was

heimet

mir sage
dört un dusse
dänen un
furt
un meine

di andre

mir sage
doo
dinn un
heimet
mir meine

uns

Beide aus: halbwertsziit, 1989

nümm: nicht mehr
dänen: dort drüben
furt: fort

Gewissenlos ist der Mensch ohne Gedächtnis und er spielt erneut mit dem Feuer.
Warum soll unsere Heimat nur uns gehören?

 

Geboren am 5. Oktober 1954 in Zell im Wiesental, Sohn des alemannischen Mundartdichters Gerhard Jung und seiner Frau Klara, geb. Wuchner, aufgewachsen in Lörrach, lebt mit seiner Frau, der Malerin Bettina Bohn, in Hohenegg, Kleines Wiesental. Studium von Germanistik, Skandinavistik, Philosophie und Sport in Freiburg im Breisgau und Oslo, Norwegen. Gymnasiallehrer und Schriftsteller. Schreibt Gedichte, Geschichten, Theaterstücke und Hörspiele in alemannischer Mundart und Hochdeutsch. Mitglied im Verband deutscher Schriftsteller (VS), im Internationalen Dialektinstitut, Österreich (IDI-Präsident seit 2006) und im Literatur-Forum Südwest, Freiburg, sowie in der Gesellschaft für zeitgenössische Lyrik (GZL), Leipzig. Organisator der Internationalen Schopfheimer Mund-Art Literatur-Werkstatt(seit 1989). Mitbegründer und Lektor des Drey-Verlag, Gutach.

Einige Auszeichnungen und Preise, u.a. „Oberrheinischer Rollwagen“, 1989; Dr. Alfred Gruber-Preis (1. Förderpreis) beim Wettbewerb Lyrikpreis von Meran, Italien, 1998; „Gedicht des Monats“ der „Gesellschaft für zeitgenössische Lyrik“, Leipzig, 1999; Lucian-Blaga-Poesiepreis, Cluj Napoca/Klausenburg, Rumänien, 2001; „Landespreis für literarisch ambitionierte Kleinverlage 2006“ für den Drey-Verlag; Jahrespreis der deutschen Schallplattenkritik 2007 für IKARUS (mit Uli Führe); Hebel-Dank, Lörrach 2009; Hebelplakette, Hausen, 2013.

In der Lyrik geht es M. M. Jung vor allem darum, das eigene und eigen-artige Sprachinstrument Mund-Art in einer zeitgemäßen Weise zum Klingen zu bringen. In der Prosa gelingt es dem Autor, durch kaum merkliche Überzeichnung des Alltags menschliche Unzulänglichkeiten bloßzustellen, eingefahrene Lebensgewohnheiten in Frage zu stellen. Die großen historischen Schauspiele machen Geschichte erlebbar und stärken die Identifikation der Menschen mit ihrer Region.

Veröffentlichungen

Alemannische Gedichte

rägesuur, Edition Isele, Eggingen 1986

halbwertsziit, Waldkircher Verlag, Waldkirch 1989

hexenoodle, ebd. 1993

zämme läse, Drey-Verlag, Gutach 1999

am gääche rank, ebd. 2004

verfranslet diini flügel, ebd. 2008

Alemannische und hochdeutsche Gedichte

Schluchten von Licht, mit Bildern von Bettina Bohn, Drey-Verlag, Gutach, 2015

Gedichte zweisprachig

durch lange Schatten – prin Umbre lungi, deutsch-rumänisch, V-V Press, Cluj Napoca, Rumänien 2002

Parole come l'erba, alemannisch-italienisch, Mobydick, Faenza, Italien, 2004;

Alemannische Glossen, Satiren und Erzählungen

E himmlischi Unterhaltig, Drey-Verlag, Gutach 1995

verruckt kommod, ebd. 2001;

gopaloni, mit CD, ebd. 2012

Übertragungen ins Alemannische

D Häslischuel – E glungenis Bilderbuech vom Fritz Koch-Gotha, gmolt zue de Versli vom Albert Sixtus, übregschmugglet ins Alemannischi, Edition Tintenfaß, Neckarsteinach, 2012

De alemannischi Max un Moritz – E Luusbuebegschicht mit sibe Lumpereie, vom Wilhelm Busch, übregschmugglet ins Alemannischi vom Markus Manfred Jung, Edition Tintenfaß, Neckarsteinach, 2014

Öbbis vo de Wurzlechinder, von Sibylle von Olfers, in s Alemannische übretrait vom Markus Manfred Jung, Edition Tintenfaß, Neckarsteinach, 2016

Text-Bildband

Norwegen, Herder, Freiburg 1992 (Photograph Erich Spiegelhalter)

Mitherausgeber von drei Anthologien. Verfasser zweier Sachbücher über Leichtathletik.

Theaterstücke

Erlkönig – Der König von Erl. Uraufführung 14.10.1995, Gymnasium Schopfheim, Regie Wolfgang Dreiser

Rotteck-Ring, 9.7.1999, Stadttheater Freiburg, Regie Udo Feger; Verena Enderlin, 8.7.2001, Klausenhof Herrischried, Regie Günther Weber

Salpetererhans, 10.7.2004, Herrischried, Regie Günther Weber

D Bluetschuld vo Laufeburg, 20.10.2007, Laufenburg/D, Regie Egon Gerteis

Erna Döbele – Mut der Verzweiflung, 19.7.2009, Herrischried, Regie Günther Weber

Hintrem Mond, 07.07.2012, Herrischried, Regie Sabrina Langenbach

Hörspiel

Hecker-Rotteck oder Revolution contra Evolution, SWR Freiburg 2002

CD

Ikarus – ein alemannischer Zyklus, Vertonungen von Gedichten durch Uli Führe, www.fuehre.de, Buchenbach 2006

3CDs: splitter spiegel sprooch, Alemannische Gedichte mit Musik von Uli Führe, Drey-Verlag Gutach, 2010

fedreliicht, Vertonungen von Gedichten durch Uli Führe, Drey-Verlag, Gutach 2015

 

heimet

won i au ane gang
alles ghört mir
berg hinter berg
schwarzblau zletscht
wie de himmel
wo si birgt

e grenze git s
nit

won i au ane gang
allewiil fremd
ghört alles mir
berg hinter berg
hinter berg

aus: hexenoodle, 1993